Während bereits viele Bereiche der Gestaltung eines Begräbnisses in den vergangenen Jahren ein Umdenken erlebt haben, ist kaum ein Element der Begräbnisvorbereitungen so in der Modernisierung vernachlässigt geblieben, wie eben die Parte.
Heute geht es um Dinge, die nahezu in 90% der Parten, die an Begräbnisgäste gesendet werden, vergessen werden!
Parten sind im Grunde Einladungen
also sind:
- Tag, Datum, Uhrzeit
- Ort
- Um wen geht es
- Um was geht es
…Fixpunkte die eine jede „Einladung“ braucht (sonst findet keiner rechtzeitig hin).
Sie werden aber, in der oft von Ängsten begleiteten Zeit-der-Vorbereitungen, zu Dingen des „Weil sich’s so g‘hört“ und „weil die Anderen das auch so machen“.
Partezettel werden immer weniger gelesen
Bis die Parte endlich bei den geladenen Gästen postalisch einlangt, waren die „Buschtrommeln“ der Verwandtschaft und des Ortes (gestützt durch soziale Medien und digitale Kommunikation) meist schon 10x schneller das Wann und Wo zu transportieren. Daher „verkommen“ Parten immer mehr zu den „weil sich’s so g’hört, dass man eine schickt“ Dingen. Und weil nichts Neues drin steht, lesen viele schon gar nicht mehr "das Kleingedruckte". Die bunten Bilder, Hintergründe und schönen Schriften entlocken dann der Verwandtschaft gerade noch das: „schön habt’s die Parten gestaltet“ .
Warum die Gestaltung der Parte so wichtig ist
Die größte Hürde für Angehörige ein Begräbnis zu einem "schöneren" zu machen, ist die angstvolle Frage:
"Was werden die Anderen dazu sagen?"
Das Problem mit Begräbnissen von Heute ist: Die Erwartungshaltung!
Die Menschen erwarten von einem Begräbnis selten Positives: Tränen, Leid, Schmerz, sich beobachtet fühlen, sich verkriechen wollen,…
Ich gebe dir ein Beispiel von einem ganz anderen „sozialen Anlass“. Stell dir vor, du wirst mit einer furchtbar faden schwarz/weiß Karte zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Du befürchtest jetzt schon, dass das ein verlorener Tag mit langweiligem Rumstehen, steifen Gesprächen und aufgezwungenem Lächeln und Gratulieren für dich werden wird. Außerdem: „gutes Benehmen, weil die Verwandtschaft aus … auch kommt“. (siehst du schon die Parallelen zum Friedhof?)
Bei Geburtstagspartys hast du wenigstens den Vorteil, dass du durch jährlich 4-5 Einladungen aus deinem Umfeld (im sozialen Hürdenlauf dieser Veranstaltungen) schon „geübt“ bist. Bist du aber unter 50 Jahre alt, wird es mit Begräbniserfahrungen noch recht dünn bei dir sein.
Bekommst du also eine 0815 Parte mit den 0815 Texten…(lies hier darüber mehr)
In stiller Trauer geben wir bekannt…
Nach kurzer, schwerer Krankheit erlöst worden…
…geduldig ertragen…
Dankbar nehmen wir Abschied von unserer/-m…
…gehen wir in Stille auseinander
…stellst du dich bereits auf deine Rolle als Begräbnisgast ein und erwartest meist "einen Tag, den man schnell hinter sich bringen" möchte.
Was weißt du von deiner Rolle als Begräbnisgast?
Du hast dich zu benehmen (extra Pietätvoll, damit dich niemand für einen Dummkopf hält!)
Du redest besser nicht viel (es hat dir sowieso keiner beigebracht, wie man mit Trauernden umgeht)
Bring niemand zum Weinen mit deinen Geschichten (schon gar nicht die Angehörigen!)
Macht dich nicht wichtiger als du bist (also besser ganz hinten hinstellen!)
Du erwartest, dass man (so circa) das von dir erwartet.
JEDER Begräbnisgast hat dabei dieselben Ängste wie du.
Erahnst du vielleicht schon, wie wichtig es ist, bereits mit der Parte zu „kommunizieren“ was man sich eigentlich von diesem Tag (auch von und mit seinen Gästen) wünscht?
"Papa hat sich gewunschen, dass keiner bei seinem Begräbnis weint"
Ohne die Vorbereitung durch die Parte und die offene Kommunikation durch die Angehörigen wird es dann am Tag des Begräbnisses schwierig, die angstvoll erwartete "Friedhofsstimmung" noch "aufzulockern".
Die Parte wird zu spät gestaltet
Wer glaubt: „dann, wenn wir bei der Bestattung sind“ sei der richtige Zeitpunkt und man habe: „eh noch genug Zeit“; irrt leider mitunter.
Im besten Fall beinhaltet die Parte besprochene Wünsche der Angehörigen und der Verstorbenen.
Wer aber nie miteinander darüber geredet hat, was dann beim Begräbnis „schön für alle“ und „gut-tuend“ sein würde/könnte, der ist beim Bestatter schon viel zu spät dran.
Heute haben Bestatter Vorlagen, Layouts und Standard Texte (zu Hunderten; je nach Umfang der Datenbank.) Die sind wunderbar bunt, haben Schnörksel und Sinnsprüche von Dichtern und Philosophen; aber Individuelle Gestaltungswünsche wie z.B.
der Dresscode (die Lieblingsfarbe von Oma war Rosa!),
das Glaserl Sekt (denn Mama hat mit ihren Karten-Spiel-Freunden immer eines bei jedem Treffen getrunken)
das Sprücherl, das ein jeder Begräbnisgast per Kärtchen an einen Luftballon binden darf
...kommen nunmal nicht aus Vorlagen und Datenbanken.
Diese Dinge geben dem Begräbnis Inhalt und Gefühl.
Sie sind Höhepunkte des Begräbnisses, zu denen man die zu erwartende Trauergesellschaft besser einladen und vor-informieren sollte.
Informierte Gäste können mit-machen & mit-erleben!
Nutze die Parte um den Begräbnisgästen wichtige Informationen bekannt zu machen
Beispiel - Der Dresscode
Die Oma hatte sich jedes Jahr mit ihren in 3 Bundesländern verteilten Töchtern und Enkelkindern in Kärnten auf der „Fête Blanche“ getroffen. Nun stirbt die Oma plötzlich während COVID19 und 2 Jahre hatte man nicht einmal ein Besuchsrecht bei ihr. Die Familie entscheidet, ein positives Erlebnis aus diesem traurigen Anlass machen zu wollen. „Oma war viel zu lebensfroh und lustig, als dass sie sich ein „Begräbnis in Schwarz“ gewunschen hätte.“
Und wenn ich dir jetzt sage, dass sämtliche Gäste im Krematorium von Bad Vöslau NÖ in Weiß erschienen sind, wirst du hoffentlich sagen: „ist doch klar, für diese grandiose Oma gehört das so!“
Wenn das aber nicht auf der Parte steht, kommt keiner in weiß (traut sich ja keiner - ohne offizielles OK von der Familie).
Nein, du kannst also nicht bloß sagen: „die sollen kommen, wie sie sich wohlfühlen / wie sie wollen“ sonst überwiegen die vorhin genannten Ängste und alle kommen brav in Schwarz.
(da will ja keiner der Einzige sein: „der dann dumm dasteht“)
Die bessere Parte kommt von der besseren Bestattung
Die bessere Parte weist auf Inhalte des Begräbnisses hin (zu denen die Gäste eingeladen werden) und ergänzt die notwendigen Daten. Mit der richtigen Bestattung steht dir in Gestaltung und Einbringung liebevoller Höhepunkte in das Begräbnis (lies hierzu weiter unten) ein ganz anderes Erlebnis bevor, zu dem du die Trauergesellschaft einladen kannst.
Ich habe dir hier schon von „wie man den Bestatter seines Vertrauens findet“ geschrieben.
Ein Satz den jeder Hinterbliebene gerne von seinem Bestatter sagen möchte: „man hat das wirklich individuell für uns gestaltet“.
Dem stehen aber Bestattungen entgegen, die „mit der Masse“ ihr Geschäft machen. Dazu gehören "Online-Bestatter" (mit Vorlagen und Masken, in die man Daten einträgt) genauso wie diejenigen, die Standardisierung in ihre Word- und PDF- Vorlagen gebracht haben, um zumindest ein wenig „Beratungszeit“ bei der Partengestaltung einsparen zu können. Lies hierzu "mit 0815 abgefertigt werden".
Wer „Standards“ verkauft, kann außerdem weniger gut geschultes (oder erfahrenes) Personal für den Verkauf einsetzen. Wenn (der Einheitsbrei) dem Kunden noch dazu gefällt, ist ja kein Schaden angerichtet. Lies hierzu „Vorsicht Burger Bestattung“.
Die bessere Parte braucht keinen Firlefanz
Ich erlebe es viel zu oft, dass die Wortwahl für die Todesanzeige den Hinterbliebenen tagelang im Magen liegt und auch die fünfte Abänderung des Textes, des Schriftbildes und des Layouts nicht zur inneren Ruhe führen.
Und hier sind auch die Bestatter arm, die es mit der x-ten Abänderung versuchen, ihren unentschlossenen Kunden (bei denen noch obendrein die 3ten Verwandten mitreden) doch noch recht-zu-machen. Diese Verzögerungen führen schon gar nicht dazu, dass man die Briefe endlich zur Post bringen kann, um alle noch rechtzeitig (von dem eventuell zeitlich nah liegenden Begräbnis und ggf seinen "Besonderheiten") zu informieren.
Die Parte wird zum Stressfaktor der Vorbereitungen
Nebst der Chance sich mit falscher Rechtschreibung in einem öffentlich ausgehängten Partezettel im ganzen Ort zu blamieren, braucht es dann noch zusätzliche Entscheidungen um eine „wirklich individuelle Parte“ zu gestalten:
- Partenbild
- Zierbild (Blumen, Muster, Kreuz)
- Hintergrundbild (Waldszene, Strand, Fußspuren)
Die bessere Parte braucht ein besseres Foto
Viel zu oft ist es bloßer Zufall ob es ein Foto gibt, das alle wünschenswerten Eigenschaften vereinigt und den/die Verstorbene -n „richtig lieb“ darstellt.
Bestatter sind zwar darauf geschult Verstorbene aus Fotos „frei zu stellen“ (Opa hat auf dem Gruppenfoto vom letzten Weihnachtsfest so lieb gelächelt) doch ihre Fähigkeiten der Nachbearbeitung haben eben auch professionelle Grenzen.
Den Wenigsten ist bewußt, dass DAS "das letzte schöne Foto von ihm/ihr" ist.
„Da lacht er nicht, da hat sie die Haare furchtbar, was hat er denn da an, da hat wer die Hand im Bild, die Bierflasche muss weg…“
Professionelle Nachbearbeitung wird viel zu wenig angeboten, hätte aber den Vorteil, dass man daraus ein umso wertvolleres Foto zur Erinnerung (in ansprechend druckbarer Größe) erhalten würde, das dann nicht nur in der Aktenmappe „Begräbnis-Mama“ verschwinden würde.
Bestatter sind keine Retuscheure
Die meisten Partenbilder „funktionieren“ nur deswegen, weil ihre Auflösung gerade einmal für 3,5x2cm reichen muss.
Professionelle Foto Retusche findest du (nicht zufälligerweise in meiner Firma): www.fotoshooting-wien.at
Die bessere Parte bereitet besser vor
Wie gesagt; das Problem mit Begräbnissen von Heute ist: „was erwarten die Leute von einem Begräbnis?“.
- Etwas Trauriges
- Herzzerreißendes
- Schmach und Leid in der Aufbahrungshalle
- Unkontrollierbare Gefühlsausbrüche
- Niedergeschmettert-
- Ratlos sein
Genauso ratlos fühlen sich viele Angehörige, die vielleicht zum letzten Mal vor 30-40 Jahren den letzten Aufsatz ihres Lebens geschrieben haben und nun für den Parten-Briefkopf nebst Bild und Kreuz auch noch einen Sinnspruch auswählen sollen.
Das Sprüchlein soll Trost spenden, geheimnisvoll die Todesursache andeuten und versöhnlich auf den neuen „Lebensumstand“ vorbereiten.
Eine ganze Menge an „Individualität“, die diese Woche auf der Parte vom Franz, vor 3 Monaten auf der Parte von der Karin und in 2 Jahren auf der Todesanzeige vom Harry steht (#Ironie)
Das Problem bei der Vielfalt? Zuerst einmal alle Sprüchlein der Datenbank beim Bestatter durchlesen. Es könnte ja das #988 besser als das #456 sein.
(Kein Wunder, dass die "sich zu nehmende Zeit für Erstgespräche" in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt hat)
„Dichten“ aber gehört eher nicht zum Curriculum auszubildender Bestatter – da sollte man als Hinterbliebener… die Antwort kommt weiter unten.
Die Sprücherln "verkommen" also ein Bisserl wie das „I did it my way“. Sie passen zu jedem. Wirklich „individuell“ geht anders.
Der Streitpunkt – Die Auflistung der Angehörigen
„Gestritten“ wird meist um: “Wer wird zuerst genannt?“
Dabei hätte die Auflistung der Angehörigen einen ganz einfachen Hintergrund: nicht jeder Begräbnisgast kennt alle näher-stehenden Hinterbliebenen und „wie hat nochmal sein Enkerl geheißen? Den habe ich zuletzt gesehen als er ein Kind war…“
Gerade der Absatz mit den Namen verbraucht mit den wenigsten Worten den meisten Platz auf der Parte
Tipp: Was wäre wenn DU..
...auf die Parte schreiben würdest, wie du diesen Tag mit deinen Gästen verbringen möchtest? „mieselsüchtig erdrückt schweigend“ oder „sein / ihr Leben dankbar und liebevoll mit euch feiern?
...deinen Gästen sagst, was du dir von ihnen wünschen würdest? „sagt mir bitte alle mit kurzem Händedruck „mein Beileid“ und lauft dann ganz schnell weg, um euch ganz hinten hinzustellen“ oder „erzählt uns eine grandiose Geschichte, die ihr mit Ihm/Ihr erlebt habt – am besten nachher beim Wirt XY, wohin wir euch alle einladen!“
...das Ende des Begräbnisses neu gestaltest? „laßt uns nachher in Stille auseinandergehen [damit der Leichenschmaus nicht zu teuer wird]“ oder „Ihr wisst doch, Mama hat immer Mittwochs mit ihrer Mädels-Runde mit Prosecco angestoßen, das werden wir zum Schluss dann auch mit euch draußen beim Grab tun“
...deinen Gästen hilfst zu verstehen (warum du etwas einbaust) und sie einlädst mitzumachen (damit sie wissen wann, was, wo passiert)? - „wenn ihr ihm/ihr Danke sagen wollt, haben wir kleine Kärtchen beim Eingang der Trauerhalle vorbereitet, die an Luftballone gebunden werden…“ - „Erwin hat doch gesagt: „eine haben wir immer noch geraucht…“ wir treffen uns also alle nachher noch vor der Aufbahrungshalle…“ - „Omas Lieblingsfarben waren Knallgelb und Orange. Es wäre schön, wenn ihr…wir kommen nämlich…“
Ich habe noch nie einen Kunden sagen hören: „Ich will ein leidvolles, erdrückendes Erlebnis beim Begräbnis, wo alle Angst haben „normal“ mit mir zu sprechen, jeder am Boden zerstört ist und sich keiner mich anrühren traut aus Angst, ich könnte gleich losheulen.“
Aber jedes der vorangehenden Beispiele habe ich tatsächlich erleben dürfen und die EINLADUNG dazu MITZUMACHEN stand in der Parte!
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