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Abgefertigt mit 0815

Aktualisiert: 29. Nov. 2023

Ich fürchte du wirst nicht glücklich sein, wenn ich dir sage, dass es auch bei Begräbnissen genau diese von Konsumenten so wenig geliebte Zahl gibt. Wer aber könnte hinter den seit Jahrzehnten bestehenden Riten, die noch dazu von uns Kunden selbst immer wieder angefragt, ausgesucht und bezahlt werden, erahnen, dass es so wäre.

Abgespeist werden mit Lieblosem. Eine Nummer in der Masse zu sein. Verkauft zu bekommen. Das Gefühl von: „Der Nächste Bitte“ zu haben.

Das schätzt niemand wirklich, wenn man es ihm konkret sagt, dass so mit ihm umgegangen wird.

Photoshop Blog Begraben Bestatten Thomas Jahn erschlagen von 0815 der Bestattungsbranche mit Blume

Erstaunlicher Weise scheint es uns als modern denkende und in vielen Dingen versiert entscheidende Konsumenten gar nicht zu stören, dass genau das auch bei Begräbnisvorbereitungen mit uns passiert.


Wenn es um ein Begräbnis geht, werden wir alle wieder Kinder


Was tun wir, wenn wir keine Ahnung haben welche Möglichkeiten wir hätten?

Wenn wir nicht wissen wie.

Wenn wir keine Vergleiche anstellen können.

Wenn wir im Stress sind entscheiden zu müssen und uns nicht die Blöße geben wollen zuzugeben, dass wir verabsäumt haben uns vorzubereiten.

(Erinnert dich das an deine Schulzeit und die Pause vor dem Unterricht, als du bemerkt hast: „ich hab die Hausaufgabe nicht“?)

Wir fragen: „..und was machen/haben die anderen so?“ (wir schreiben ab…wie in der Schule)

Wir versuchen uns so konform zu verhalten wie möglich, um nicht als dumm, ungebildet oder sozial-unangepaßt dazustehen.


0815 ist der gesuchte Standard


Wir Menschen suchen auch oft Standards, auf die wir uns verlassen können. Sei es aus Zeitmangel, geringer Präferenz oder Mangel an bekannten Alternativen. Urlauber zum Beispiel, die sich nicht zum Genuß lokaler Gaumenfreuden durchringen können („was der Bauer nicht kennt…“) gehen auch in Hong Kong lieber zu McDonald`s um den ihnen alt-bekannten Burger „wie daheim“ zu bestellen, anstatt das hochgelobte Street-Food der Weltmetropole zu probieren. Auch wenn sie wissen, dass McDonald`s zu Hause auch nur zur untersten Kategorie kulinarischer Genüsse oder gar „gesundem Essen“ gehört. Der Burger sieht aus „wie bei uns“ und „schmecken muß es“.

Standards sollten uns verstehen helfen


Vor allem als Konsumenten sollte uns ein Basislevel vermitteln können, welchen Wert wir für unser Geld eintauschen. 0815 ist also per se nicht schlecht, sondern sogar nützlich! Es würde uns ein Gradmaß bieten, an dem wir das für uns Bessere vom Schlechteren unterscheiden können. Wenn wir aber bloß aus Angst, mehr für ein besseres Produkt/Dienstleistung bezahlen zu müssen, die bloß "billigere Alternative“ auswählen, dann dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn die Wirtschaftswelt beginnt, uns vorrangig diesen Standard anzubieten.


Wir sind selber schuld


In Zeiten steigender Mieten, Steuern und Lohnnebenkosten hat ein jeder Unternehmer wachsende Sorgen um sein finanzielles Auskommen bei immer mehr zu investierender Zeit. Für ihn ist es ein Segen, wenn er von Kundenseite bemerkt: „ich hab da ein Produkt, das läuft. Das kann ich jeden Tag anbieten, ohne meine Prozesse groß verändern zu müssen. Die Leute kaufen es, weil es jeder so nimmt“. Und wenn bei sparsamen Konsumenten „Extra“ nicht extra kosten darf, bietet man „Extra“ besser gleich gar nicht an.


Sorry, aber das ist die unverblümte Wahrheit. Wir als Konsumenten sind selber schuld, dass man uns mit 0815 abfertigt , wenn wir Produkte kaufen, die es dem Hersteller leicht machen ohne jede Weiterentwicklung abzucashen. (Denkst du vielleicht auch gerade an die Weiterentwicklung von Smartphones in den vergangenen 5-10 Jahren? Schön langsam, keine zu großen technischen Sprünge, immer genug Gimmicks in der Schublade behalten und doch jedes Jahr ein Neues zum Premium Preis abliefern).


Wir bekommen es nicht mit


Als Bestattungskunden sind wir aber (verzeih mir die Analogie) „Bestattungs-Jungfrauen/Jungmänner“. Wir wissen vom Business unseres Arbeitgebers/Verkäufers mehr, als vom Business unseres Bestatters. Der Durchschnittkunde einer Bestattung ist >55 Jahre alt, weiblich und hat wenig bis meist keine Vorerfahrungen im direkten, geschäftlichen Tun mit einer Bestattung. Unsere Jungfrau/Jungmann hat zwar schon so manches gehört und von gut meinenden Freunden oder Verwandten im Laufe ihres Lebens an Beispielen oder Hörensagen erzählt bekommen. Aber eine wirklich selbst-gebildete Meinung haben sie nicht.


Meinung ≠ Wissen


Wir verwechseln viel zu oft, dass wir nur „meinen“ zu wissen und uns wirkliche Erlebnisse mitunter fehlen, auf denen wir aufbauen könnten zu entscheiden, was eigentlich 0815 ist. Wir verlassen uns dann auf eine Vertrauensperson. Im Falle unserer trauernden >55j Hinterbliebenen suchen sie bei Professionalsten Zuflucht. Der Bestatter, oder je nach Unternehmensgröße besser gesagt der Kundenservice-Mitarbeiter wird zur Informationsquelle mit Vertrauensvorschuß.


Innovation heute ist das 0815 von morgen


Im Juni 2000 wurde das SCH-V200 als erstes Klapp-Handy mit Kamera vorgestellt. Wer kann sich heute seinen besten Begleiter ohne dieses Feature vorstellen? Im Gegenzug wurde 2002 das Bestattungsmonopol aufgehoben, was für alle heute agierenden Privatbestattungen den Stapellauf ermöglichte und den regionalen Bestatterzwang beendete. Viele wissen das bis heute noch nichtmal .


Nach seiner anfänglich wenig liebevoll aufgenommen Einführung in das Bestattungsangebot, hat heute das Urnenbegräbnis die klassische Erdbestattung in der Gunst des Kunden bereits überholt.


„0815 ist schlecht“ aber „anders ist auch schlecht“

Es scheint fast eine Frage des Mutes zu sein wofür man sich entscheidet. Alt Hergebrachtes erscheint einem zu abgedroschen und die Angst vor bekannter Enttäuschung lässt einen vielleicht doch zu neuen Alternativen tendieren. Was aber zu neu ist, wird auch als risikoreich empfunden. Sich öffentlich bloßstellen als der, der auf das falsche Pferd gesetzt hat, möchte man sich bei einem Begräbnis ja auch nicht.


Tipp:


Gehe bitte nicht davon aus, dass eine Abweichung vom 0815 für dich auch gleich einen monetären Gewinn oder Verlusst bedeuten würde. So gibt es zum Beispielt immernoch den Irrglauben, mit einem Urnenbegräbnis immer billiger wegzukommen, als bei der klassischen Beisetzung mit Sarg.


Lass 0815 für dich ein Gradmaß sein, dich als Konsument zu orientieren.


Der beste Ratschlag den ich dir heute geben kann ist

Frag einfach „Was gibt es denn sonst noch?

Hinterfrage das dir gelegte Angebot nach dem „was davon tut dir gut?

Hinterfrage Sätze wie: „das machen wir immer so“ oder „das ist so üblich


Und glaube bloß nicht, dass dir jeder dasselbe anbieten könnte/würde. Das ist nicht das Gleiche!

2 verschiedene Bestatter bieten augenscheinlich dasselbe an. Das Ergebnis/Erlebnis ihrer Begräbnisse ist abhängig von ihren zugekauften Dienstleistungen ganz bestimmt nicht das Gleiche!


Mache dich daher zu einem emanzipierten Kunden im Thema Bestattung, damit du ausgehend vom 0815, für dich und deine Liebsten ein liebevolles und erlebenswertes Begräbnis gestalten kannst.




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